Sonntag, 5. Oktober 2014

Ziegen, Rindvieh, Männer, Ackerfutter - Die Liechtensteiner Landwirtschaft 2013



Ziegen, Rindvieh, Männer, Ackerfutter - Die Liechtensteiner Landwirtschaft 2013


Kürzlich war es wieder soweit, die ca. alle 4-5 Jahre erscheinende Landwirtschaftsstatistik des Fürstentums Liechtensteins ist in erneut erschienen und bietet nun für das Jahr 2013 interessante statistische Informationen zur Entwicklung der Landwirtschaft in Liechtenstein.
Insgesamt gibt es 2013, 109 anerkannte Landwirtschaftsbetriebe, sowie 392 Nutztierhalter, welche auf Fläche von ca. 3567 ha (35,67km²) Landwirtschaft betreiben. Dies entspricht ca. 22% der Landesfläche (160km²) des Fürstentums Liechtenstein. Durchschnittlich hat ein Betrieb 31,1 ha Betriebsfläche zur Verfügung [1].

Im Folgenden Artikel werde ich einige interessante Themen aus der Landwirtschaftsstatistik vorstellen und auf die (meiner Meinung nach) wichtigsten Themen hinweisen:
Dieses sind:

  • die Entwicklung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und Flächennutzung,

  • die Entwicklung der Nutztierbestände,

  • sowie die Entwicklung der Betriebsstrukturen.


Dabei werde ich eigene Schwerpunkte setzen. Wer sich für die ganze Statistik interessiert, der kann diese unter den Quellen [1] gratis downloaden und sich selbst damit auseinandersetzen.

1. Entwicklung der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Liechtenstein
a) Entwicklung der Nutzungsflächen in der Landwirtschaft 

Folgt man einer Definition von Landwirtschaft auf wikipedia [2], so ist Landwirtschaft der Wirtschaftsbereich der Urproduktion, welcher das Ziel verfolgt zielgerichtet pflanzliche oder tierische Erzeugnisse auf einer bewirtschafteten Fläche herzustellen. Sie ist einer der ältesten Wirtschaftsbereiche und wird weltweit auf ca. 48.827.300km² betrieben, dieses sind ca. 9,6% der Erdoberfläche. Insgesamt wird ca. 1/3 der Landfläche für die Urproduktion genutzt. [2]

In Liechtenstein gestaltet sich die Nutzung der Landesfläche folgendermaßen [3]:


-          41 % sind Waldflächen
-          33,2 % sind Landwirtschaftliche Nutzflächen
-          15,0% sind Unproduktive Flächen
-          10,5% sind Siedlungsflächen


Damit entspricht auch die landwirtschaftliche Flächennutzung in Liechtenstein im Wesentlichen dem weltweiten Durchschnittswert von 1/3 der Landfläche. Doch wie wird diese Fläche im Detail genutzt?
In Abbildung ist die Entwicklung und Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen für Liechtenstein dargestellt.

Abbildung 1: Landwirtschaftliche Nutzung Liechtenstein, Quelle: Arealstatistik; eigene Darstellung


Betrachtet man Abbildung 1, so wird klar, dass die Fläche hauptsächlich für 3 verschiedene Bereiche genutzt wird. Dieses sind die Alpweiden (17,8%) Naturwiesen (10,61%) und das Ackerland (17,81).
Geographisch gesehen ist Liechtenstein aufgrund seiner Lage im Rheintal von vielen Bergen umgeben und daher ist die Alpbewirtschaftung von enormen Bedeutung, dies impliziert zugleich, dass diese Fläche für Tiere und zum Anbau von Futter (Heu) für die Tiere genutzt werden muss. Im Tal hingegen bietet sich die Möglichkeit aufgrund des relativ milden Klimas und des Rheins die Möglichkeit Ackerflächen zu bewirtschaften. Folglich muss die Landwirtschaft in Liechtenstein stark durch Viehbewirtschaftung und Ackerbau geprägt sein.
Doch zunächst noch ein kurzer Abstecher zum Weinbau. 

b) Weinernte und Weinanbau in Liechtenstein
Obwohl der Weinbau (Rebbauflächen) wie in Abbildung 1 bereits ersichtlich ist, lediglich 0,25% der Gesamtflächennutzung ausmacht, scheint die Weinproduktion in Liechtenstein auf lange Sicht jedoch an Bedeutung zu gewinnen, da die Flächen zwischen 1984 und 2008 um 0,07 Prozent gestiegen ist. In der langfristigen Betrachtung (Abbildung 2) ist überdies ersichtlich, dass sich die Produktion der Weinmenge zwischen 1955 und 2011 beinahe verdoppelt hat, wenngleich die jährliche Produktionsmenge starken Schwankungen ausgesetzt ist.

Abbildung 2: Weinnutzung in Liechtenstein; eigene Darstellung; Quelle: Landwirtschaftstatistik 2013

Nach diesem kurzen Abstecher in die Weinentwicklung und den Anbau von Pflanzen, soll es im nächsten Abschnitt um die Entwicklung der Nutztierbestände gehen. 

2. Entwicklung der Nutztierstückzahlen in Liechtenstein
a.) Allgemein
Abbildung 3 verdeutlicht die Entwicklung der Nutztierstückzahlen in Liechtenstein zwischen 1812 und 2013.
Abbildung 3: Entwicklung der Tierstückzahlen in Liechtenstein; eigene Darstellung
In der Analyse lassen sich folgende Trends erkennen:

- Die Rindviehhaltung in Liechtenstein pendelt seit Beginn des 20. Jahrhunderts um einen Wert von 6000 Stück. Dabei zeigt sich bis Endes des 20. Jahrhunderts ein Rückgang und seit Beginn des 21. Jahrhunderts ein leichter Anstieg der gehaltenen „Rindtiere“.

- Die Haltung von Schweinen erlebte ihren Höhepunkt zu Beginn der 1960er und stieg auf einen Wert von ca. 5000 Stück an. Seitdem befindet sich die Anzahl der gehaltenen Schweine auf dem Sinkflug und beträgt 2013 weniger als 2000 Stück.

- Während die Schweine einen Rückgang verzeichnen, scheint die Schafhaltung der Trend des 20. Jahrhunderts gewesen zu sein. Seit ca. 1950 befinden sich die Schafe im Steigflug nach oben und Investitionen in diese Form der Tierhaltung scheinen für die Liechtensteiner sinnvoll zu sein. Heute weist das Fürstentum einen Bestand von ca. 4000 Stück Schafen auf.

- Die Haltung von Pferden stagniert seit Beginn der Aufzeichnungen auf einem relativ niedrigen Niveau.

- Die unterschätzen Ziegen hingegen scheinen die Basis für die Liechtensteiner Bevölkerung in Krisenjahren gewesen zu sein. Während die Welt im 19. und 20. Jahrhundert durch große Kriege umgewälzt wurde, stiegen jeweils die Anzahl der von der Bevölkerung gehaltenen Ziegen. Seit Beginn der 1960er und dem Umbau Liechtensteins zum Hochleistungsfinanzsektor scheint die Bedeutung der Ziegen für die Bevölkerung geringer zu werden. In der offiziellen Statistik tauchen diese aber dennoch auf. Ihre Bedeutung für Liechtenstein scheint damit nach wie vor existent zu sein.

- Albert Einstein sagte angeblich „Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr“, allerdings stammt dieses Zitat von Franz Schuh [4]. In Liechtenstein scheint dieses jedoch kein ernst zunehmendes Problem zu sein. Denn seit Beginn der Aufzeichnungen und der Datenverfügbarkeit haben die Liechtensteiner um die 1000 Bienenvölker. Ein Bienenvolk hat ca. zwischen 40.000 und 80.000 Bienen [5]. Dies macht bei ca. 60.000 Bienen pro Volk ca. 60.000.000 Bienen. Also pro Liechtensteiner 1621 Bienen. So gesehen werden die Liechtensteiner nicht sehr schnell aussterben, zumindest wenn es nach der Anzahl der Bienen geht.  

b.) Details
Wie bereits vorher erläutert besitzt Liechtenstein einen großen Anteil an Alpfläche. Dementsprechend wird auch ein gewisser Anteil der Tiere gesömmert. Gemäß Wikipedia [6] bedeutet Sömmern: „das Vieh im Sommer auf die Weide treiben“ oder auch im Volksmund „Alpbestoßung“. Er bezeichnet den sommerlichen Weidegang von Nutztieren (Schafe, Ziegen, Kühe, Rinder, Pferde) [6]. Die gesömmerten Nutztiere für Liechtenstein sind in Abbildung 4 dargestellt.

Abb. 4 Gesömmerte Tiere in Liechtenstein


Im Vergleich zu den gesamten Zahlen in Abbildung 5 ist der Anteil der gesömmerten Nutztiere jedoch vergleichbar gering. Die Gründe hierfür sind mir leider nicht bekannt. Die Entwicklung kann durch den Leser selbst nachvollzogen werden. 

Jedoch sei aus Gründen der Erheiterung :=) auf folgende Aspekte besonders hingewiesen. 2014 gibt es in Liechtenstein (Die Angaben in () geben die Veränderung ggb. 2005 an):

  • Genau 9 Hengste
  • 22 Ziegenböcke (+83%)
  • 50 gemolkene Ziegen (+39%)
  • 30 Zuchthennen und –hähne (-27%)
  • 17 Junghennen, Junghähne und Küken
  • 4 Zuchteber (+33%), genau 1 mehr als noch 2005
  • 431 Ferkel (+2%)


Abbildung 5: Tiernutzung in Liechtenstein


3. Betriebsstruktur in Liechtenstein

a. ) Betriebstypen

Obwohl nur insgesamt 109 Betriebe an der landwirtschaftlichen Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten beteiligt sind, finden sich in Liechtenstein doch einige Spezialisierungen. Diese sind in Abbildung 6 dargestellt. 10 Betriebe haben sich dem Pflanzenbau gewidmet. 65 haben sich der Tierhaltung gewidmet (davon 32 auf Verkehrsmilch und 15 auf Pferde/Schafe/Ziegen sowie 9 auf Mütterkühe). 34 Betriebe habe eine Kombination zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung (davon 3 für Veredlung und 1 Betrieb auf Mutterkühe) gewählt.

Abbildung 6: Betriebstypen in Liechtenstein

b) Beschäftigte 

Auch in Liechtenstein ist die Landwirtschaft sehr stark von Männern dominiert. So sind 2013 ca. 72 % der in der Landwirtschaft Beschäftigten Männer, welche überwiegend im eigenen Familienbetrieb arbeiten. Es gibt im gleichen Verhältnis nur relativ wenige Hilfskräfte, die nicht aus der eigenen Familie stammen (vgl. Abbildung 7). Der überwiegende Teil der in der Landwirtschaft Beschäftigten nutzt diese als Haupterwerb (50 – 75 % der Arbeitszeit). Lediglich bei 51 Personen, stellt die Mitarbeit in landwirtschaftlichen Betrieben nicht den Haupterwerb dar. Betrachtet man die Entwicklung der familiären Zugehörigkeit im Zeitverlauf (Abbildung 8) so zeigt sich, dass sich die landwirtschaftlichen Betriebe ab 1995 – in diesem Jahr trat Liechtenstein der EWR bei – vermehrt für nicht-familiäre Beschäftigte öffnen. Betrug 1929 der Anteil noch ca. 10% so ist der bis 2013 auf einen Anteil von 30 Prozent angestiegen. Auch hierin zeigt sich ein Strukturwandel, der darauf hindeutet, dass die Landwirtschaft im Laufe der Zeit für Liechtenstein deutlich an wirtschaftlicher Bedeutung verloren hat.

Abbildung 7: Beschäftigte in der Landwirtschaft in Liechtenstein

Abbildung 8: Familienzugehörigkeit im Laufe der Zeit in Liechtenstein bei den Beschäftigten in landwirtschaftlichen Betrieben


c) Betriebe und Flächennutzung

Versucht man nun die Betriebe auf ihre genutzten Flächen zuzuordnen, so kann in Abbildung 9 dieses für die landwirtschaftliche Nutzfläche nachvollzogen werden. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass 2 Betriebe Ölsaaten anbauen und 3 Betriebe Hülsenfrüchte. Getreide wird beinahe von der Hälfte der Betriebe angebaut und Hackfrüchte von einem guten Viertel aller Betriebe. So gut wie fast jeder landwirtschaftliche Betrieb nutzt Dauergrünland.


Abbildung 9: Flächennuztung und landwirtschaftliche Betriebe in Liechtenstein


d.) Flächennutzung nach Anbauprodukten
In Abbildung 10 sind die für 2013 dargestellten landwirtschaftlichen Erzeugnisse aufgeführt. Getreide wird auf 6 % Prozent der landwirtschaftlichen Fläche angebaut. ca. 23 % werden genutzt um Ackerfutter anzubauen.

Abbildung 10: Nztung der landwirtschaftlichen Fläche in Liechtenstein nach Nutzungsarten

 

 

Quellen: 

[3]: Arealstatistik in Statistisches Jahrbuch 2014
[4]: "Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr." - Franz Schuh: Die Biene, das Geld und der Tod, DIE ZEIT, 24. Mai 2007, Nr. 22, S. 39 f.  Zit. Nach http://de.wikiquote.org/wiki/Albert_Einstein
Landwirtschaftsstatistik 2013, verfügbar unter http://www.llv.li/#/12348

Donnerstag, 13. März 2014

Religion und katholische Kirche in Liechtenstein 


Nachdem ich heute eine nette Doku im ZDF über Papst Franziskus gesehen habe und mich gefragt habe, welche Bedeutung eigentlich das "Erz" in Erzbischof hat, habe ich bei den Recherchen festgestellt, dass das Fürstetum Liechtenstein mit seinen fast 38000 Einwohnern einen eigenen Erzbischof  hat.

Glaubensgemeinschaften in Liechtenstein 

Um Aussagen über die Struktur der Religionsgemeinschaften in Liechtenstein machen zu können, stehen lediglich die Ergebnisse der Volkszählung in Liechtentstein zur Verfügung. Folgt man den Ergebnissen der letzten Volkszählung von 2010[2] und vergleicht diese mit den Ergebnissene von 2000 [1], so hat sich an der wesentlichen Struktur der Liechtensteiner Bevölkerung kaum etwas verändert.
Für 2010 sind die größten Religionsgemeinschaften römisch-katholisch (77%), evangelisch-reformiert (6%), islamisch (5%), sowie mit jeweils 1 % christlich-orthodox und evangelisch-lutherisch. Die übrigen 10 % sind entweder keine Angabe oder sonstige Religionsgemeinschaften. Deutlich wird bei der Betrachtung dieser Zahlen, dass Liechtenstein nach wie vor sehr stark durch den katholischen Glauben geprägt wird. .

Das Erzbistum Liechtenstein

Das Erzbistum Liechtenstein ist in der Geschichte der katholischen Kirche ein relativ neues und eines der kleinsten Bistümer. Es wurde  am 2. Dezember 1997 von Papst Johannes Paul II. eingerichtet. Davor hat das Dekanat Liechtenstein zum Bistum Chur in der Schweiz gehört. Die Pfarrkirche St. Florin wurde in der Konsequenz zur Kathedrale erhoben (hier ist auch die fürstliche Gruft). Durch die Gründung ergab sich  für Wolfgang Haas (der das Amt seit des Erzbischhofs seit der Gründung inne hat) - gebürtiger Liechtensteiner- die Möglichkeit vom Bistum Chur, in dem er umstritten war, ins neu entstandene Erzbistum Liechtenstein zu wechseln. Das Bistum besteht aus 12 Pfarreien (eigentlich in jeder Gemeinde Liechtensteins eine Kirche). [3]
Der Grund dafür, dass Haas in Chur umstritten war, dass er auf Wunsch des damaligen Churer Bischofs zum Koadjutorbischof ernannte wurde und folglich dadurch automatisch zum neuen Bischof wurde, nachdem der alte aus dem Amt schied. Damit wurde jedoch auch Recht auf eine freie Wahl des Bischofs umgangen. Insgesamt vertritt Haas eher eine konservative Auslegung der römisch-katholischen Glaubenslehre [4].

Interessantes zum Erzbistum

  • Besonders interessant ist das Erzbistum deswegen, weil sich es zu einem der weniger "konferenzfreien Erzdiözesen in Europa" [5] gehört, d. h. es ist direkt dem Apostolischen Stuhl unterstellt. Erste offizielle diplomatische Beziehungn zwischen Liechtenstein und dem Vatikan wurden 1985 aufgenommen, in diesem Jahr weilte auch Papst Johannes Paul II. zu einem Pastoralbesuch in Liechtenstein. 
  • Gemäß Artikel 37 der Liechtensteiner Verfassung ist die römisch-katholische Kirche "die Landeskirche und geniest als solche den vollen Schutz des Staates; anderen Konfessionen ist die Betätigung ihres Bekenntnisses und die Abhaltung ihres Gottesdienstes innerhalb der Schranken der Sittlichkeit und der öffentlichen Ordnung gewährleistet". [5] 
  • Diozösen in nächser Nähe von Liechtesntein sind Chur, St. Gallen (schöne Kirche :-) ) in der Schweiz und Feldkirch in Österreich. 
  • Liechtenstein hat ein Erzbischöfliches Gericht und bietet Ehevorbereitungskurse an 
  • Es gibt Angebote zur fremdsprachigen Seelsorgen in italienischer und spanischer Sprach


Quellen: 
[1] Ergebnisse der Volkszählung Liechtenstein http://www.llv.li/amtsstellen/llv-as-volkszaehlung/llv-as-volkszaehlung-auswertungen.htm
[2]http://www.familienportal.li/index.php?id=64
[3]http://de.wikipedia.org/wiki/Erzbistum_Vaduz
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Haas
[5]http://www.erzbistum-vaduz.li/geschichte.htm