Sonntag, 9. September 2012

Autos, Autos, Autos II

Wie bereits im letzten Artikel angesprochen besitzt Liechtenstein sehr viele Fahrzeuge, die sich die wenigen Straßen und Verkehrsplätze in Liechtenstein teilen müssen. Daher gibt es auch relativ viele Verstöße (Tatbestände) gegen die Straßengesetze.

Von Kritikern wurde mir (auch von mir selbst) meinen letzten Beitrag (Autos, Autos, Autos ... Teil 1) vorgeworfen, dass dieser zu wenig differenziert und zu allgemein gehalten sei, sodass man die vorgenommen Rechnungssmethode stark anzweifeln muss. Im Folgenden soll diesem Umstand Rechnung getragen werden und die Anzahl der registrierten Fahrzeuge in Liechtenstein, sowie Details zu den Verkehrsunfällen in diesem schönen Land differenzierter und ausführlicher dargstellt werden.

Doch zunächst muss einmal geklärt werden, welche Organisation für die Erfassung dieser Unfälle zuständig ist. Für Liechtenstein ist dies die Liechtensteiner Landespolizei. (Dazu sei gesagt, dass nur Liechtensteiner diese hoheitliche Aufgabe wahrnehmen können. Weiß ich aus einem persönlichen Besuch im Rahmen einer universitären Exkursion).

Die Liechtensteiner Polizei im Blickpunkt

 

Nun, die Landespolizei hatte 2011 insgesamt 127,3 Personalstellen. 85,4 Stellen entfallen auf Polizisten mit hoheitlichen Funktionen. 2 Stellen sind derzeit mit Aspiranten besetzt (2010 gab es keine) und 33,9 Stellen stehen derzeit für Verwaltungsangestellte zur Verfügung und 6 Stellen sind derzeit von Vollzugsbeamten besetzt. Daneben gibt es noch 38 Bereitschaftspolizisten (vgl. Liechtenstien 2011: S.6).

Obwohl ich nur einmal im Gefängnis in der Ausnüchterungszelle war ( Anm.: Es war am Tag der offenen Tür***) ist das Liechtensteiner Gefängnis nicht für den Langzeitvollzug gemacht, sondern nur für kürzere Aufenthalte. Personen, die längere Haftstrafen (> 2 Jahre) absitzen müssen werden dafür nach Österreich überstellt (und nicht in die Schweiz). 2011 waren dies jedoch nur eine kleine Anzahl von 16 Häftlingen. Die Anzahl der Hafttage in Liechtenstein (u. A. Ausnüchterung) kann im Bericht des Landespolizei des Fürstentums Liechtensteins für 2011 nachgelesen werden.

Eine Aufgabe der Polizei: Erfassung von Verkehrsunfällen 

 

Obwohl diese 127,3 Personalstellen relativ gering erscheinen, haben sie dennoch entscheidende Bedeutung. Denn bei der Polizei wurden im Jahre 2011 insgesamt 327 (2010: 366) Verkehrsunfälle gemeldet. (Diese sind ein  Teilelement der bereits im letzen Beitrag angesprochenen 1720 erfassten Tatbestände gegen das Straßenverkehrsgesetz). Das sind bei 365 Tagen im Jahr ca. 0,89 registrierte Unfälle pro Tag in Liechtenstein (sicherlich gibt es da saisonale Schwankungen). Zugleich kommen aber auch ca. 2,6 Unfälle auf eine Personalstelle.

Bei Verkehrsunfällen denen der Meldepflicht nicht genüge getan werden konnte wurden insgesamt 42% der Täter ermittelt.

Von den insgesamt 327 Verkehrsunfällen entfielen:
  • 238 auf Sachschäden (inkl. Parkschäden)
  • 87 auf Verkehrsunfälle mit Verletzungen (dabei wurden 105 Personen verletzt)
  • 2 auf Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang (zum Vergleich sind dass in Deutschland 2011. 4009 Personen gewesen (Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland)
 
 Die meisten Unfälle (276) fanden dabei innerorts statt. Die Hauptgründe waren:
  • 31 % Mangelnde Aufmerksamkeit
  • 16% Nichtbeherrschen
  • 14% Nichtgewähren von Vortritt (kennt man teilweisen von den Liechtensteiner Nachbarn)
  • 10% Beeinträchtigung der Fahrfähigkeit
  • oder eine Kombination der oben genannten Gründe. 
Trotz dieser Unfälle haben Fahrzeuge für Liechtenstein eine besondere Bedeutung, denn durch die Motorfahrzeugsteuer mit 11,2 Mio CHF kommen immerhin 1,5% des gesamten Liechtensteiner Steuereinkommens zustanden (2011: 812 Mio CHF; 2012: 833,4 Mio.).

Nach diesem kurzen Ausflug in die Vekehrsunfälle in Liechtenstein soll der folgende Abschnitt den Kritikern gerecht werden und die in Liechtenstein vorhandenen Kraftfahrzeuge ausführlicher dargestellt werden. Hierfür wird zunächst dargestellt, welche Fahrzeuge gekauft werden und in welche Gruppen sich diese einteilen lassen. Zum Abschluss wird anhand der Fahrzeugstruktur in Liechtenstein ein kurzer Vergleich zur Deutschland gezogen. Denn man kann vermuten, dass in einem kleinen Staat eine andere Verkehrszusammensetzung vorherrscht als im großen Flächenstaat Deutschland.

Autos in Liechtenstein 

 

Diagramm 1: Verkaufsplätze von Markenautos in Liechtenstein von 1995 - 2012;


Quelle: Fahrzeugstatistik Liechtenstein 2012; eigene Grafik
















Wie aus Diagramm 1 ersichtlich wird haben die Liechtensteiner eindeutig ein Faible für Autos der Marke VW. So wurden 2012 in Liechtenstein 4800 Autos dieser Marke verkauft. Dabei spielt der Golf (welcher genau konnte ich nicht ermitteln) mit 1720 Stück eine besondere Rolle (gefolgt vom VW Polo 800 und VW Passat 783 Stück und anderen Modellen).

Auf Platz 2 (1995 Platz 5) hat sich 2012 (im Laufe der Zeit) die Marke Audi gedrängt. Vom Audi A4 wurden im Jahre 2012 insgesamt 826 Stück verkauft. Insgesamt erzielt die Marke Audi einen Stückumsatz von 2685 verkauften Audis.

Den dritten Platz belegt Mercedes (2049 Stücke), den vierten Platz BMW (1938 Autos), den fünften Platz Toyota (1852 Autos).

Doch für welche Zwecke werden diese Autos benutzt? Einen Überlick hierüber gibt die Liechtensteiner Fahrzeugstatistik (Bestand am 30. Juni 2012), welche die Anzahl der registrierten Fahrzeuge wiedergibt (Tabelle 1):

Tabelle 1: Fahrzeugbestand in Liechtenstein 30 Juni 2012; eigene Tabelle














Für eine potientielle Berechnung der Fahrzeugdichte auf den Straßen (und damit eine Erklärung für die Steigerung der Tatbestände gegen die Verkehrsregeln in Liechtenstein) können nach meinem Erachten nun nur noch das Total der Motorfahrzeuge herangezogen werden (36915), denn gemäß Wikipedia-Definition muss ein Auto einen Motor umfassen (und Anhänger haben soweit ich weiß keinen eigenenständigen Motor, welcher diese antreibt). Demzufolge muss für eine Berechnung ein Teil der registrierten Fahrzeuge (Anhänger) ausgeklammert werden.

Strittig ist die Frage ob Motorräder ebenfalls herangezogen werden können, denn diese sind nicht zweispurig, sondern einspurig und erfüllen damit nicht ganz die Wikipedia-Defintion eines Autos. Ich denke für unseren Fall können diese durchaus herangezogen werden, da ich von der Prämissen ausgehe, dass die meisten Unfällen im Personenbeförderungsverkehr geschehen (und damit auch durch Motorräder).


Besonders zu erwähnen in dieser Statistik sind die 57 Gesellschafstwagen (das sind Busse und Kleinbusse), die vermutlich überwiegend für den Liechtensteiner Buslinienverkehr (es gibt ja keine Bahnstrecke) eingesetzt werden. Für mich interessant sind auch die 24 Arbeitskarren, weil ich nicht weiß, was ich mir darunter vorstellen muss.

Wie sieht es in Deutschland aus?

 

Tabelle 2: Vergleich zwischen Deutschland und Liechtenstein; eigene Tabelle: Entsprechende "eigenständige" Kategorien wurden hervorgehoben; Quellen: Fahrzeugstatistik Liechtenstein, sowie Statistische Mitteilungen des Kraftfahrt-Bundesamtes Deutschland Februar 2012


















Vergleich mant die Struktur der registrierten Fahrzeuge in Liechtenstein mit der Struktur der registrierten Fahrzeuge in Deutschland (Tabelle 2) so ist festzustellen, dass sich die Struktur nicht großartig unterscheidet. Damit kann zumindest die oben erwähnte Vermutung, dass sich die Struktur der Fahrzeuge in Liechtenstein von derjenigen in Deutschland unterscheidet, zurückgewiesen werden.

Zur Struktur der Halter konnte ich zumindest für Liechtenstein keine Angaben finden. Für Deutschland zeigt sich, dass die meisten registrierten Fahrzeuge deutlich von Männern gehalten werden und damit von der Struktur der deutschen Fahrzeughalten nicht von Gleichberechtigung gesprochen werden kann, womöglich entstehen noch durch diesen Umstand heraus zahlreiche Klischees.... 

Methodisch ist jedoch anzumerken, dass die Kategorien von Deutschland und Liechtenstein nicht immer 100% deckungsgleich sind, jedoch betrifft dies m. E. nur die Unterkategorien, sodass ein methodischer Fehler in den Oberkategorien relativ gering ausfallen dürfte. Teilweise gibt es auch keine entsprechenden Kategorien (diese sind aber entsprechend in Tabelle 2 hervorgehoben), sodass hier auch keine Vergleichsbasis gegeben ist. Ein Vergleich scheint nach meinem Erachten damit problemlos möglich.

Fazit: 

Es hat sich gezeigt, dass die Anzahl der registrierten Fahrzeuge (siehe letzer Eintrag) nur unzureichend als Erklärungsfaktor für die Steigerung der Tatbestände gegen das Straßenverkehrsgesetz herangezogen werden kann, da bei differenzierter Betrachtung der Struktur der registrierten Fahrzeuge, deren Anzahl deutlich sinkt und Anhänger als solche keine Fahrzeuge darstellen. Ebenfalls unklar ist, ob es nicht auch Kontextfaktoren sind (z. B. Alkohl) welche für die Steigerung verantwortlich sind. Dieses wird in künftigen Beiträgen erörtert werden. Für weitere Hinweise und Anmerkungen bin ich sehr dankbar.



Quellen:
1.) Jahresbericht 2011 Landespolizei des Fürstentums Liechtenstein
2.) Statistisches Bundesamt Deutschland: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/VerkehrsunfaelleAktuell.html;jsessionid=055F8EFEF8B4C9F39994DCC5DD71C66E.cae1
3.) Fahrzeugstatistik Liechtenstein 2012: http://www.llv.li/amtsstellen/llv-as-verkehr/llv-as-verkehr-fahrzeugbestand.htm
4.) Kraftfahrt-Bundesamt Deutschland 2012: Der Fahrzeugbestand im Überblick am 1. Jan 2012: http://www.kba.de/nn_124584/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/bestand__node.html?__nnn=true