Ziegen, Rindvieh, Männer, Ackerfutter - Die Liechtensteiner Landwirtschaft 2013
Kürzlich
war es wieder soweit, die ca. alle 4-5 Jahre erscheinende
Landwirtschaftsstatistik des Fürstentums Liechtensteins ist in erneut erschienen
und bietet nun für das Jahr 2013 interessante statistische Informationen zur
Entwicklung der Landwirtschaft in Liechtenstein.
Insgesamt
gibt es 2013, 109 anerkannte Landwirtschaftsbetriebe, sowie 392 Nutztierhalter,
welche auf Fläche von ca. 3567 ha (35,67km²) Landwirtschaft betreiben. Dies
entspricht ca. 22% der Landesfläche (160km²) des Fürstentums Liechtenstein.
Durchschnittlich hat ein Betrieb 31,1 ha Betriebsfläche zur Verfügung [1].
Im
Folgenden Artikel werde ich einige interessante Themen aus der Landwirtschaftsstatistik
vorstellen und auf die (meiner Meinung nach) wichtigsten Themen hinweisen:
Dieses
sind:
- die Entwicklung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und Flächennutzung,
- die Entwicklung der Nutztierbestände,
- sowie die Entwicklung der Betriebsstrukturen.
Dabei
werde ich eigene Schwerpunkte setzen. Wer sich für die ganze Statistik
interessiert, der kann diese unter den Quellen [1] gratis downloaden und sich
selbst damit auseinandersetzen.
1. Entwicklung der landwirtschaftlichen Nutzflächen in
Liechtenstein
a) Entwicklung der Nutzungsflächen in der Landwirtschaft
Folgt
man einer Definition von Landwirtschaft auf wikipedia [2], so ist
Landwirtschaft der Wirtschaftsbereich der Urproduktion, welcher das Ziel
verfolgt zielgerichtet pflanzliche oder tierische Erzeugnisse auf einer
bewirtschafteten Fläche herzustellen. Sie ist einer der ältesten
Wirtschaftsbereiche und wird weltweit auf ca. 48.827.300km² betrieben, dieses
sind ca. 9,6% der Erdoberfläche. Insgesamt wird ca. 1/3 der Landfläche für die
Urproduktion genutzt. [2]
In
Liechtenstein gestaltet sich die Nutzung der Landesfläche folgendermaßen [3]:
- 41 % sind Waldflächen
- 33,2 % sind Landwirtschaftliche Nutzflächen
- 15,0% sind Unproduktive Flächen
- 10,5% sind Siedlungsflächen
Damit
entspricht auch die landwirtschaftliche Flächennutzung in Liechtenstein im Wesentlichen
dem weltweiten Durchschnittswert von 1/3 der Landfläche. Doch wie wird diese
Fläche im Detail genutzt?
In
Abbildung ist die Entwicklung und Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen für
Liechtenstein dargestellt.
Abbildung 1: Landwirtschaftliche Nutzung Liechtenstein, Quelle: Arealstatistik; eigene Darstellung |
Betrachtet
man Abbildung 1, so wird klar, dass die Fläche hauptsächlich für 3 verschiedene
Bereiche genutzt wird. Dieses sind die Alpweiden (17,8%) Naturwiesen (10,61%)
und das Ackerland (17,81).
Geographisch
gesehen ist Liechtenstein aufgrund seiner Lage im Rheintal von vielen Bergen
umgeben und daher ist die Alpbewirtschaftung von enormen Bedeutung, dies
impliziert zugleich, dass diese Fläche für Tiere und zum Anbau von Futter (Heu)
für die Tiere genutzt werden muss. Im Tal hingegen bietet sich die Möglichkeit
aufgrund des relativ milden Klimas und des Rheins die Möglichkeit Ackerflächen
zu bewirtschaften. Folglich muss die Landwirtschaft in Liechtenstein stark
durch Viehbewirtschaftung und Ackerbau geprägt sein.
Doch
zunächst noch ein kurzer Abstecher zum Weinbau.
b) Weinernte und Weinanbau in Liechtenstein
Obwohl
der Weinbau (Rebbauflächen) wie in Abbildung 1 bereits ersichtlich ist,
lediglich 0,25% der Gesamtflächennutzung ausmacht, scheint die Weinproduktion
in Liechtenstein auf lange Sicht jedoch an Bedeutung zu gewinnen, da die
Flächen zwischen 1984 und 2008 um 0,07 Prozent gestiegen ist. In der
langfristigen Betrachtung (Abbildung 2) ist überdies ersichtlich, dass sich die
Produktion der Weinmenge zwischen 1955 und 2011 beinahe verdoppelt hat, wenngleich
die jährliche Produktionsmenge starken Schwankungen ausgesetzt ist.
Abbildung 2: Weinnutzung in Liechtenstein; eigene Darstellung; Quelle: Landwirtschaftstatistik 2013 |
Nach
diesem kurzen Abstecher in die Weinentwicklung und den Anbau von Pflanzen, soll
es im nächsten Abschnitt um die Entwicklung der Nutztierbestände gehen.
2. Entwicklung der Nutztierstückzahlen in Liechtenstein
a.) Allgemein
Abbildung
3 verdeutlicht die Entwicklung der Nutztierstückzahlen in Liechtenstein
zwischen 1812 und 2013.
Abbildung 3: Entwicklung der Tierstückzahlen in Liechtenstein; eigene Darstellung |
In der
Analyse lassen sich folgende Trends erkennen:
- Die Rindviehhaltung in Liechtenstein
pendelt seit Beginn des 20. Jahrhunderts um einen Wert von 6000 Stück. Dabei
zeigt sich bis Endes des 20. Jahrhunderts ein Rückgang und seit Beginn des 21.
Jahrhunderts ein leichter Anstieg der gehaltenen „Rindtiere“.
- Die
Haltung von Schweinen erlebte ihren
Höhepunkt zu Beginn der 1960er und stieg auf einen Wert von ca. 5000 Stück an.
Seitdem befindet sich die Anzahl der gehaltenen Schweine auf dem Sinkflug und
beträgt 2013 weniger als 2000 Stück.
- Während
die Schweine einen Rückgang verzeichnen, scheint die Schafhaltung der Trend des 20. Jahrhunderts gewesen zu sein. Seit
ca. 1950 befinden sich die Schafe im Steigflug nach oben und Investitionen in
diese Form der Tierhaltung scheinen für die Liechtensteiner sinnvoll zu sein.
Heute weist das Fürstentum einen Bestand von ca. 4000 Stück Schafen auf.
- Die
Haltung von Pferden stagniert seit
Beginn der Aufzeichnungen auf einem relativ niedrigen Niveau.
- Die
unterschätzen Ziegen hingegen
scheinen die Basis für die Liechtensteiner Bevölkerung in Krisenjahren gewesen
zu sein. Während die Welt im 19. und 20. Jahrhundert durch große Kriege
umgewälzt wurde, stiegen jeweils die Anzahl der von der Bevölkerung gehaltenen
Ziegen. Seit Beginn der 1960er und dem Umbau Liechtensteins zum
Hochleistungsfinanzsektor scheint die Bedeutung der Ziegen für die Bevölkerung
geringer zu werden. In der offiziellen Statistik tauchen diese aber dennoch
auf. Ihre Bedeutung für Liechtenstein scheint damit nach wie vor existent zu
sein.
- Albert
Einstein sagte angeblich „Wenn die Bienen
verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr,
keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr“, allerdings stammt dieses
Zitat von Franz Schuh [4]. In Liechtenstein scheint dieses jedoch kein ernst
zunehmendes Problem zu sein. Denn seit Beginn der Aufzeichnungen und der
Datenverfügbarkeit haben die Liechtensteiner um die 1000 Bienenvölker. Ein
Bienenvolk hat ca. zwischen 40.000 und 80.000 Bienen [5]. Dies macht bei ca.
60.000 Bienen pro Volk ca. 60.000.000 Bienen. Also pro Liechtensteiner 1621
Bienen. So gesehen werden die Liechtensteiner nicht sehr schnell aussterben,
zumindest wenn es nach der Anzahl der Bienen geht.
b.) Details
Wie
bereits vorher erläutert besitzt Liechtenstein einen großen Anteil an Alpfläche.
Dementsprechend wird auch ein gewisser Anteil der Tiere gesömmert. Gemäß
Wikipedia [6] bedeutet Sömmern: „das Vieh im Sommer auf die Weide treiben“ oder
auch im Volksmund „Alpbestoßung“. Er bezeichnet den sommerlichen Weidegang von
Nutztieren (Schafe, Ziegen, Kühe, Rinder, Pferde) [6]. Die gesömmerten
Nutztiere für Liechtenstein sind in Abbildung 4 dargestellt.
Abb. 4 Gesömmerte Tiere in Liechtenstein |
Im
Vergleich zu den gesamten Zahlen in Abbildung 5 ist der Anteil der gesömmerten
Nutztiere jedoch vergleichbar gering. Die Gründe hierfür sind mir leider nicht
bekannt. Die Entwicklung kann durch den Leser selbst nachvollzogen werden.
Jedoch sei aus Gründen der Erheiterung :=) auf folgende Aspekte besonders hingewiesen. 2014 gibt es
in Liechtenstein (Die Angaben in () geben die Veränderung ggb. 2005 an):
- Genau 9 Hengste
- 22 Ziegenböcke (+83%)
- 50 gemolkene Ziegen (+39%)
- 30 Zuchthennen und –hähne (-27%)
- 17 Junghennen, Junghähne und Küken
- 4 Zuchteber (+33%), genau 1 mehr als noch 2005
- 431 Ferkel (+2%)
Abbildung 5: Tiernutzung in Liechtenstein |
3. Betriebsstruktur in Liechtenstein
a. )
Betriebstypen
Obwohl
nur insgesamt 109 Betriebe an der landwirtschaftlichen Herstellung von landwirtschaftlichen
Produkten beteiligt sind, finden sich in Liechtenstein doch einige
Spezialisierungen. Diese sind in Abbildung 6 dargestellt. 10 Betriebe haben
sich dem Pflanzenbau gewidmet. 65 haben sich der Tierhaltung gewidmet (davon 32
auf Verkehrsmilch und 15 auf Pferde/Schafe/Ziegen sowie 9 auf Mütterkühe). 34
Betriebe habe eine Kombination zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung (davon 3
für Veredlung und 1 Betrieb auf Mutterkühe) gewählt.
Abbildung 6: Betriebstypen in Liechtenstein |
b)
Beschäftigte
Auch in
Liechtenstein ist die Landwirtschaft sehr stark von Männern dominiert. So sind
2013 ca. 72 % der in der Landwirtschaft Beschäftigten Männer, welche überwiegend
im eigenen Familienbetrieb arbeiten. Es gibt im gleichen Verhältnis nur relativ
wenige Hilfskräfte, die nicht aus der eigenen Familie stammen (vgl. Abbildung
7). Der überwiegende Teil der in der Landwirtschaft Beschäftigten nutzt diese
als Haupterwerb (50 – 75 % der Arbeitszeit). Lediglich bei 51 Personen, stellt
die Mitarbeit in landwirtschaftlichen Betrieben nicht den Haupterwerb dar.
Betrachtet man die Entwicklung der familiären Zugehörigkeit im Zeitverlauf
(Abbildung 8) so zeigt sich, dass sich die landwirtschaftlichen Betriebe ab
1995 – in diesem Jahr trat Liechtenstein der EWR bei – vermehrt für
nicht-familiäre Beschäftigte öffnen. Betrug 1929 der Anteil noch ca. 10% so ist
der bis 2013 auf einen Anteil von 30 Prozent angestiegen. Auch hierin zeigt
sich ein Strukturwandel, der darauf hindeutet, dass die Landwirtschaft im Laufe
der Zeit für Liechtenstein deutlich an wirtschaftlicher Bedeutung verloren hat.
Abbildung 7: Beschäftigte in der Landwirtschaft in Liechtenstein |
Abbildung 8: Familienzugehörigkeit im Laufe der Zeit in Liechtenstein bei den Beschäftigten in landwirtschaftlichen Betrieben |
c)
Betriebe und Flächennutzung
Versucht
man nun die Betriebe auf ihre genutzten Flächen zuzuordnen, so kann in
Abbildung 9 dieses für die landwirtschaftliche Nutzfläche nachvollzogen werden.
Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass 2 Betriebe Ölsaaten anbauen und
3 Betriebe Hülsenfrüchte. Getreide wird beinahe von der Hälfte der Betriebe
angebaut und Hackfrüchte von einem guten Viertel aller Betriebe. So gut wie
fast jeder landwirtschaftliche Betrieb nutzt Dauergrünland.
Abbildung 9: Flächennuztung und landwirtschaftliche Betriebe in Liechtenstein |
d.)
Flächennutzung nach Anbauprodukten
In
Abbildung 10 sind die für 2013 dargestellten landwirtschaftlichen Erzeugnisse aufgeführt.
Getreide wird auf 6 % Prozent der landwirtschaftlichen Fläche angebaut. ca. 23
% werden genutzt um Ackerfutter anzubauen.
Abbildung 10: Nztung der landwirtschaftlichen Fläche in Liechtenstein nach Nutzungsarten |
Quellen:
[3]:
Arealstatistik in Statistisches Jahrbuch 2014
[4]:
"Wenn die Bienen
verschwinden, hat der Mensch nur
noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine
Tiere, keine
Menschen mehr." - Franz Schuh: Die Biene, das Geld und der Tod, DIE ZEIT, 24. Mai 2007, Nr. 22, S. 39 f. Zit. Nach http://de.wikiquote.org/wiki/Albert_Einstein